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Welche Maßnahmen müssen nach einem Anschlag ergriffen werden? Die Rolle von FARO bei der Einsatzplanung und -vorbereitung

Pre-incident Planning

In den letzten zwanzig Jahren haben sich Dutzende von Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt in die äußerst bedauerliche Liste der Orte eingereiht, in denen sich Anschläge ereignet haben.

Orte wie Bojaya in Kolumbien, Madrid, London, Mumbai, Nairobi, Paris, Istanbul, Berlin, Brüssel, Beirut, Bangkok, New York, Orlando und Christchurch sind nur einige der mehr als 60 weltweiten Beispiele. Diese Namen – die in der Vergangenheit mit Größe und dem Besten, was die Menschheit gemeinsam erreichen kann, in Verbindung gebracht wurden – sind heute mit einem Verlustgefühl behaftet: dem Verlust von Leben, von Unschuld und der nachklingenden traurigen Gewissheit, dass niemand mehr sicher ist.

Es kommt immer wieder zu Anschlägen – doch auch die Lehren, die aus jeder Tragödie gezogen werden, sind von Dauer. Zu den wichtigsten dieser Lehren gehört neben der Notwendigkeit einer Einsatzplanung, bewährte Praktiken mit den besten Technologien in Einklang zu bringen – auch wenn wir natürlich hoffen, diese niemals anwenden zu müssen. Dies gilt für alle Behörden, die mit forensischen Untersuchungen konfrontiert sind, insbesondere jedoch für kleinere Polizei-, Feuerwehr- und Katastrophenschutzbehörden, die noch keine vollumfänglichen Verfahren für die Einsatzplanung implementiert haben.

Im Bericht der 9/11-Kommission der US-Regierung zu den Anschlägen vom 11. September nennen die Autoren vier Kategorien von Versäumnissen „in den Bereichen Vorstellungskraft, Richtlinien, Kompetenz und Management“. Heute sind es dieselben Leistungsgrundlagen, die die moderne Reaktion auf Anschläge prägen – nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt.

Brenda Butler, Managerin und Field Application Engineer bei FARO® Technologies Inc., einem weltweit führenden Anbieter von Analysen für die öffentliche Sicherheit, fasst die Sicherheitsplanung und die Reaktion auf Anschläge in einer einfachen Frage zusammen: „Was ist Ihr Aktionsplan für die Zeit nach einem Anschlag?“ Denn wenn sich der Staub gelegt hat und die Aufregung nachlässt, ist die Dokumentation der Tatortspuren von entscheidender Bedeutung für die Beantwortung der Frage nach dem „Wer, Was, Wann, Wo und Warum“. Für FARO® und seine Hardware- und Softwarelösungen für die öffentliche Sicherheit wie den FARO® Focus Laser Scanner, die FARO® Zone Software und die FARO® SCENE Software ist dies die wesentliche Frage, die mit Hilfe der Technologie des Unternehmens beantwortet werden kann.

Die eigene Rolle kennen – und sie mit anderen teilen

Natürlich hängt die Qualität dieser Antwort weitgehend davon ab, ob die Ermittler am Ort des Geschehens die technischen Hilfsmittel beherrschen, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Wenn diese Technologie – sei es ein 3D-Scanner, ein Softwareprogramm, eine Drohne usw. – falsch eingesetzt oder ihr Einsatz nicht richtig mit anderen Behörden in gegenseitiger Hilfe koordiniert wird (wobei Polizei-, Feuerwehr-, Regierungs- und Gesundheitsbehörden ihre Reaktion auf einen Vorfall koordinieren und Ressourcen gemeinsam nutzen), wird der Wert der forensischen Rekonstruktion negiert.

„Die Dokumentation und Sicherung von Beweisen ist heute wichtiger denn je“, erklärte Butler. „Geschworene glauben Zeugenaussagen heute nicht mehr wie in der Vergangenheit; sie verlangen Belege, sie wollen die Beweise sehen und sie wollen Transparenz. Sie wollen eine unvoreingenommene Dokumentation. Als Fachleute im Bereich der öffentlichen Sicherheit müssen wir also gemeinsam eine Lösung finden, bevor es bei uns zu einem Anschlag kommt. Wir müssen einen Aktionsplan aufstellen. Welche Maßnahmen müssen wir nach einem Anschlag ergreifen?“

Laut Butler ist es entscheidend vorauszuplanen und sicherzustellen, dass die Ermittler so schnell wie möglich (sobald der keine Schüsse mehr fallen und die Attentäter verhaftet wurden), gleichzeitig aber auch flexibel auf eine Vielzahl von Krisensituationen reagieren zu können. Außerdem muss die stereotype Denkweise durchbrochen werden, die immer noch in den Köpfen von zu vielen Polizeibeamten verankert ist: dass an einem Anschlag zwangsläufig ein ausländischer Terrorist beteiligt sein muss. Die beunruhigende Realität ist hingegen, dass einheimischer Terror in den Vereinigten Staaten in der Regel die Form eines Amoklaufs annimmt.

Außerdem gilt es, situationsbedingte Vorurteile zu überwinden. Was passiert zum Beispiel, wenn sich die für den Notfallschutz zuständigen Organisationen so sehr auf einen potenziellen Schulamokläufer konzentrieren, dass sie keinen Plan für einen Anschlag in einem Einkaufszentrum oder einem Gotteshaus haben? Natürlich gibt es große Ähnlichkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede in Bezug auf die Bauweise des Gebäudes, seine Höhe, die Art der Materialien in den Räumen und natürlich auch die Demografie der Menschen im Gebäude. Aus Sicht der Spurensicherung/Datenerfassung sieht ein Amoklauf in einem Einkaufszentrum ganz anders aus als in einer Grundschule und erfordert andere koordinierte Maßnahmen – von der Sicherung des Tatorts bis zur Koordinierung der Dokumentation und Untersuchung.

Außerdem gibt es echte Bedenken, wenn Behörden neue Geräte für die Tatortuntersuchung anschaffen – sei es ein FARO Focus Laser Scanner oder etwas anderes wie eine Drohne. Die Behörden müssen unbedingt wissen, wie diese Produkte zu verwenden sind. Laut Butler ist dies aber oft nicht der Fall. Das liegt nicht nur an der mangelnden Erstausbildung, sondern auch an dem Versäumnis, die Ausrüstung in der Einsatzplanungsphase zu testen und einen Probelauf durchzuführen, um den Ernstfall lange im Voraus durchzuspielen, und den Einsatz mit anderen Organisationen sowie in größeren Behörden mit vielen Abteilungen auch intern zu koordinieren. Einige Behörden führen zwar Übungen am runden Tisch durch. Oft fehlt es diesen Übungen jedoch an einer konkreten Komponente vor Ort, d. h. daran, den eigentlichen Plan hinsichtlich Bearbeitung, Dokumentation und Beweissicherung, während einer Sicherung des Tatorts für die Geschworenen durchzugehen.

„Letztendlich kommt es darauf an, die Arbeitsabläufe mit mehreren Personen durchzuspielen“, so Butler. „Denn je mehr Leute an einem Einsatz mit mehreren Behörden beteiligt sind, desto komplexer wird die Situation. Wird diese Logistik nicht geübt, wird es nicht klappen. Es wird zu chaotisch sein und der Notfallplan wird nicht aufgehen: Wann gescannt werden muss. Wie man scannt. Wie unter bestimmten Umständen gescannt wird. Das sind nur einige der Fragen, die gestellt – und beantwortet – werden müssen, lange bevor es zu einem Krisenfall kommt.“

Wenn zum Beispiel ein gemeinsamer Notruf eingeht, können Agenturen mit mehreren Scannern Team-Scanning einsetzen. Beim Team-Scanning trägt oft eine Person die Verantwortung und beauftragt verschiedene Untergruppen mit der Datenerfassung. So wird sichergestellt, dass jeder Scanner die verschiedenen Aspekte der Nachbereitung des Einsatzes korrekt und ohne Überschneidungen dokumentiert. Dies ist besonders wichtig nach einem Vorfall, bei dem es zahlreiche Verletzte oder Tote zu beklagen gibt, die eine forensische Spur hinterlassen – von Blutspritzern und Knochenfragmenten bis hin zu Zähnen und ballistischen Beweisen.

Priorisieren Sie Ihre Einsatzplan-Checkliste und planen Sie für die Technik von morgen

Bei einem Produkt wie dem Focus Laser gibt es einige gängige Richtlinien für die Einsatzplanung zu beachten:

  • Halten Sie Ihre Hard- und Software auf dem neuesten Stand – Es werden regelmäßig Updates veröffentlicht. Stellen Sie sicher, dass Sie diese herunterladen. Denken Sie daran, wie nutzlos ein Smartphone oder Tablet wird, wenn Sie wiederholt Software-Updates und Bugfixes ignorieren. Doch nicht nur das – stellen Sie außerdem sicher, dass Sie mit den Inhalten der Updates vertraut sind, damit die Technologie nicht Ihren Wissensstand übersteigt.
  • Stellen Sie einen Scan-Plan auf und halten Sie sich daran – Scannen Sie erst, wenn Sie die Beweise gefunden und mit einem Marker gekennzeichnet haben. Scannen Sie erst, nachdem Sie das Blutspurenmuster aufgenommen, die Schusseinschläge dokumentiert und entsprechend den Rekonstruktionsrichtlinien Stäbchen in die Einschlagstellen eingeführt haben. Die Verwendung von FARO-Kugeln auf den Stäbchen erleichtert dabei die Dokumentation. Der Schießvorgang kann später in der FARO Zone 3D Software rekonstruiert werden. Denken Sie daran, dass der Scanner in erster Linie ein Sichtmessgerät ist und erst in zweiter Linie ein digitales Präsentationswerkzeug. Stimmen Sie die Anzahl der durchgeführten Scans und die Auflösung jedes Scans ab und achten Sie darauf, die richtigen Scanparameter zu verwenden.
  • Gehen Sie beim Scannen logisch und methodisch vor – Das bedeutet auch, im Winkel zu scannen (vor allem bei Fahrzeugen), eine Überlappung der Scans zu berücksichtigen (30 Prozent pro Scan) und den Scanner nicht in die Ecke eines Raumes zu stellen. Denken Sie auch an den Datenverlust unter dem Scanner selbst. Auch dieser muss in einem späteren Scan dokumentiert werden. Stellen Sie sicher, dass Sie das Scanning über 360° hinweg einsetzen.
  • Entwerfen Sie eine Skizze – Stecken Sie den Ort, an dem Sie scannen wollen, manuell ab. Auch wenn die Technologie hervorragend ist, bietet es sich vor allem für Erstnutzer an, eine physische Karte zu verwenden. Sie hilft, den Überblick zu behalten, und kann sich als nützlich für die Dokumentation im Gerichtssaal erweisen. Außerdem kann sie hilfreich sein, wenn Sie später ein Bild manuell registrieren müssen – insbesondere bei großflächigen Tatorten, wie es bei einem Anschlag der Fall sein könnte.
  • Begehen Sie den Tatort – Die menschliche Intuition spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Untersuchen Sie den Tatort und katalogisieren Sie in Gedanken, was für die Untersuchung nach dem Vorfall am wichtigsten sein wird. Beginnen Sie nicht einfach mit dem Scannen und überlassen Sie die Arbeit dem Gerät. Untersuchen, fotografieren und sichern Sie Beweise. Fehlt es Ihrem Tatort zum Beispiel an geometrischen Variationen? Wenn ja, sollten Sie Differenzen mithilfe von Reflektoren, Markierungen und Kugeln kennzeichnen. Jeder überlappende Scan sollte mindestens zwei Reflektoren aufweisen.
  • Berücksichtigen Sie Zeit- und Effizienzaspekte – Bei einem Vorfall mit mehreren Opfern gibt es nicht nur Tote und Verletzte zu beklagen, auch Städte und Bürger sind betroffen; Straßen müssen wieder geöffnet, Gebäude als sicher eingestuft werden, damit sie wieder betreten werden können, und es wird zwangsläufig weitere Probleme unterschiedlichen Ausmaßes geben. Ein Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Effizienz ist hier entscheidend. Das kann mithilfe der Simulation von Probeläufen für Einsatzszenarien erreicht werden. Zu viele Scans könnten sich als überzogen, zu wenige Scans als unbrauchbar erweisen. Wenn Sie jedoch die Zeit dazu haben, sind mehr Scans besser als wenige.
  • Vergessen Sie nicht die Validierungsmessstangen – Bleiben Sie bei dem, was funktioniert, und halten Sie es unkompliziert. Sie benötigen mindestens 1 bis 2 Meter und können eine Messlatte, einen Meterstab oder eine Stativstange verwenden. FARO vertreibt auch seine eigenen NIST-rückführbaren Messstangen für die Genauigkeitsüberprüfung. Verwenden Sie keinen Stoff oder andere verformbare Materialien, da es hier zu unerwünschten menschlichen Fehlern kommen kann. Selbst die Messstange kann als Beweis verwendet werden. Vor Gericht möchten Sie sicher sein, dass die Validierung korrekt ist. Außerdem sollten Sie wissen, dass bekannte Messungen vom Tatort auch vom Gericht akzeptiert werden. Sie können jedoch auch menschliche Fehler aufweisen. Wenn Sie eine bekannte Messung verwenden, dokumentieren Sie diese mit Fotos der Messung und in Ihren Berichten.
  • Gewöhnen Sie sich an das Scannen kleiner Räume – Niemand schreibt vor, dass der Scanner auf einem Stativ montiert bleiben muss. Testen Sie das Scannen in kleinen Räumen. Achten Sie jedoch darauf, den Schnellspanner vor Verschmutzungen zu schützen. Legen Sie etwas darunter, z. B. ein Fliesenstück, oder ziehen Sie Latex- oder Nitrilhandschuhe darüber. Decken Sie niemals den Scanner selbst ab. Achten Sie auf Hindernisse: Der Scanner muss sich drehen können, ohne gegen Gegenstände oder Oberflächen in der Nähe zu stoßen. Desinfizieren Sie immer das Stativ und alles, was Sie an den Tatort mitbringen.

Ermittlungsausrüstung

Auch wenn 3D-Laserscanning, komplexe Registrierungssoftware und Drohnen in aller Munde sind und ihr Einsatz in Realitätssimulationen gut geplant und getestet werden muss, wird die Einsatzplanung in nicht allzu ferner Zukunft zwangsläufig auch eine stärkere Einbeziehung der virtuellen Realität mit sich bringen. Laut Butler ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Technologie nicht mehr nur für Geschworenengerichte eingesetzt wird, sondern auch für komplette Präsentationen im Gerichtssaal unverzichtbar wird. Schon jetzt werden virtuelle Tatortbesichtigungen immer häufiger eingesetzt, und überzeugende, lebensechte Animationen können den Unterschied machen zwischen Schuld-oder Freispruch. Eine neue Studie der University of South Australia unterstreicht den Wert der VR im Gerichtssaal: Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschworenen in Bezug auf einen Unfallort zu demselben Urteil kommen, 9,5 Mal höher als bei Geschworenen, die sich allein auf Fotos stützen.

Unterm Strich stimmt es zwar, dass für forensische Ermittler der Großteil ihrer Arbeit erst nach dem Einsatz vor Ort beginnt, die Realität sieht jedoch so aus, dass die digitale Detektivarbeit von heute bereits im Rahmen der Einsatzplanung einer Behörde ansetzen muss. Andernfalls fehlt es beim nächsten tragischen Vorfall an der nötigen Planungs- und Ausführungsexpertise, um den Einsatz erfolgreich durchzuführen.

„Man ist nur so gut, wie man es trainiert, und wenn man nicht trainiert, kann man nicht angemessen reagieren, wenn der Stress und der Druck groß sind und sich die Dinge schnell entwickeln. Zudem steht man unter dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit, wenn sich solche schwerwiegenden Vorfälle ereignen“, so Butler.

„Allzu oft planen wir nicht für diese tragischen Situationen, weil wir nicht wollen, dass die Menschen in Panik geraten und denken, dass sie eintreten werden: Wir tun lieber so, als ob so etwas bei uns nie passieren würde. Aber manchmal – oft, wenn wir es am wenigsten erwarten – passieren schreckliche Dinge. Hier geht es darum, was passiert, wenn sich der Rauch verzieht. Es geht nicht darum, ein ‚Zaubermittel‘ in seinem Werkzeugkasten zu haben, sondern um Kompetenz – und wie wiederholtes Üben zu wiederholter Kompetenz führt.“

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